Ich melde mich zurück, nach einer Sommerpause und einem Kulturschock, der mich nach meinem Toscanaurlaub nicht mehr loslassen will. Alles, wofür die Italiener so berühmt sind, findet man dort in so vollendeter Form, dass sogar das Klischee übertroffen wird:
Unglaublich gutes Essen, herzliche Gastfreundschaft, Landschaften zum Träumen, Märkte voll mit Gemüse, Ramsch und lauten Gesprächen, malerische Sonnenuntergänge bei Kaffee und Vin Santo … und natürlich das selige „Dolce far Niente“, dieses süße Nichtstun, das Körper und Seele regeneriert.

Dort im Herzen von Italien wird mir bewusst, wieviel Lebensfreude wir hier in Mitteleuropa eingebüßt haben, mit unserem ewigen Perfektionismus und ständigem Streben nach mehr … wofür? Dass wir dann aus Zeitmangel Fertigfutter in uns hineinstopfen und uns abends lieber vor den Glotzer setzen als ein gutes Gespräch mit dem Partner zu suchen?!
Die Toscaner leben mit den Jahreszeiten und sind sehr naturverbunden. Im Sommer gibt es Berge von Obst und Gemüse, im Winter viel Bohnen, Linsen, alles was im Sommer eingekocht wurde, und Wildfleisch. Es gibt Supermärkte, ja, aber bei weitem nicht so viele wie hier, dafür haben sie diese kleinen Geschäftchen, wo man vom frischen Brot über Wildschweinsalami bis zu Rexgläsern und Küchenuhren alles kaufen kann, ein gutes Tratscherl natürlich inklusive.
Ich habe viel mitgenommen aus diesem Urlaub, nicht nur Berge von Delikatessen ( war ja klar ), sondern auch Gedanken, Gefühle und Erkenntnisse, die mir hoffentlich in düsteren Momenten helfen werden. Ich kanns nur immer wieder sagen: das wichtigste, was wir Menschen haben, ist die Natur, in der wir leben, und unsere Familie. Punkt. Und dazu braucht es keinen großen Reichtum!
Nach diesem sehr philosophischen Start wende ich mich nun sogleich den leiblichen Genüssen zu. Ich nehme Dich erst mal mit nach Volterra, wo wir die ersten Stunden des Urlaubs damit verbracht haben, Delikatessengeschäfte zu plündern (für die Abendjause im Quartier!), einen Olivenholz-Nudelwalker zu kaufen (meinen vierten … ), ewig bei Rotwein und Pizza an einem winzigen Tisch sitzenzubleiben und uns restlos in diesen Ort zu verlieben.
Volterra liegt in der toskanischen Provinz Pisa, ca. 50 km vom Meer entfernt.Der Ort stammt bereits aus Etruskischer Zeit, etwa im 4. Jhd. v.Chr. wurden mehrere kleinere Siedlungen zusammengelegt und von den Etruskern mit einer 7 Kilometer langen Ringmauer umbaut.Von dieser etruskischen Stadtmauer ist als einziges Tor die Porta all’Arco gut erhalten. Eine weitere Sehenswürdigkeit aus der Antike ist das Teatro Romano, erbaut zur Zeit des Kaisers Augustus.
Berühmt ist Volterra heute wegen seiner wunderschönen Lage, dem bestens erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern und für seine Alabaster – Werkstätten.
Nach diesen ersten mittelalterlichen Eindrücken fahren wir endlich unserem Quartier entgegen. Wir wohnen auf einem Hügel neben dem entzückenden mittelalterlichen (auch wieder!) Städtchen Suvereto, ca. 15 km vom Tyrrhenischen Meer entfernt. Das Quartier ist ein Agriturismo Betrieb – also so etwas wie Urlaub am Bauernhof, mit eigenem Olivenöl und Weinanbau (Agriturismo LE FORESTE) . Die reifen Feigen hängen uns fast in den Mund hinein, es gibt Orangen – und Pomeranzenbäume, Olivenhaine, Rosmarin – und Lorbeerbüsche, und viele Hunde und Katzen.Wir haben natürlich Urlaub mit Hund gebucht, und ich habe wohl kaum in einem Urlaub soviel Tierliebe und Freundlichkeit unserem Hund gegnüber erlebt wie in der Toscana. Wir waren überall willkommen, in Volterra wurde er von der Besitzerin eines schönen Delikatessenladens sogar ins Geschäft geholt und mit Trüffelkäse gefüttert! ( Sie war begeistert dass es Mascha geschmeckt hat!)


Wir verbringen unsere Tage sehr geruhsam. Tagsüber gehts mal mit Mascha ans Meer, es gibt eigene Hundestrände (mit Hundedusche und Hundepavillion) oder relativ einsame Buchten. Oder wir schlendern durch die Olivenhaine über die Hügel und sammeln Wildkräuter. Abends koche ich (frische Muscheln oder Kalmar!) oder wir gehen nach Suvereto essen und genießen diese typisch italienischen Kleinstadtszenen. (Männer diskutieren im Cafe, Frauen sitzen am Dorfplatz vor der Kirche und tratschen, Vespas und Miniautos machen die engen Gassen unsicher, und Wäscheleinen, überall Wäscheleinen, ich kann gar nicht genug davon bekommen!)
Der letzte Morgen – er musste ja kommen, ich verabschiede mich tieftraurig von „unserem“ Hügel und unserer sooo herzlichen Wirtin! Das Auto ist voll mit Olivenöl, Rotwein, Zwiebeln, Knoblauch, Feigen, Kräutern und schönen Erinnerungen. Ich heule echt selten, fahre sonst immer gerne wieder heim, aber diesmal ist es anders. Irgend etwas hat sich in meine Seele geschlichen und läßt mich nicht mehr los. Die Menschen und die Landschaft prägen sich ein, und ich denke wenn man sie liebt, dann ist es für immer.

Der Link zu unserem wunderschönen Quartier:
Weltklasse Olivenöl, herrlicher roter Landwein, die Hausherrin Edith ist Deutsch-Schweizerin, es gibt also keinerlei Sprachprobleme, dafür viele Tips und nette Gespräche!
Die Lage ist umwerfend!
4 Antworten
Hallo Karin. Endlich wieder ein Lebenszeichen von dir!!!! Und dann gleich so ein toller Reisebericht und einzigartige Fotos. Da bekommt man gleich Lust auf die Toskana. Freie mich auf deine Rezepte. Glg evelyn
Liebe Evelyn, vielen dank für die netten Worte! Ja, diese Reise hat mich sehr beeindruckt und es hat einige Zeit gedauert es zu verarbeiten! Rezepte folgen bald! LG
Liebe Karin,
Ich habe deinen Bericht mit großem Vergnügen gelesen. Weil Katja diesen Sommer die ganze Zeit mit Abschluss-und – Aufnahmeprüfungen beschäftigt war hatten wir keinen richtigen Urlaub. Dank deiner leckeren Beschreibung habe ich Todcana miterlebt. Danke
Danle liebe Natalia,
hoffe es geht euch gut! Wann kommst Du wieder mal!?
lg Karin