Schwerpunkt 2021: Nachhaltig kochen, Reste verwerten

In Notzeiten, nach Kriegen oder Naturkatastrophen war es selbstverständlich für die Menschen, bewusst und sparsam (nachhaltig!) zu wirtschaften, heute, in einer Zeit, wo wir eher zu viel von allem haben, sollte unser Verantwortungsbewusstsein der Motor dafür sein, wieder bewusst mit der Umwelt und vor allem unseren Lebensmitteln umzugehen und nicht so viel wegzuwerfen!

Ja, ich weiß, im Moment interessiert das leider nur eine verschwindende Minderheit an Menschen, der Fokus liegt bei einem ganz anderen Thema, das viele für die zur Zeit einzig relevante Bedrohung halten.
Diese Tatsache halte ich widerum für die größte Bedrohung, denn die „Gesundheit“ der Natur, in der wir leben, von der wir leben, ist immer und zu jeder Zeit das wichtigste Problem. Und was machen wir? Ausbeuten, verschmutzen, wegwerfen. Monokulturen und Massentierhaltung nehmen stetig zu, wir bekleiden uns mit schadstoffgetränkten Stoffen, aber da sieht niemand ein Risiko für unsere Gesundheit, und auch nicht die Folgen für Natur und Umwelt. Vor einem Jahr noch Thema Nummer eins (Greta Thunberg … ), jetzt sicher verstaut in einer Schublade, die erst wieder geöffnet wird, wenn es zu spät ist.
Es tut mir leid, aber ich kann verstehen, wenn die Natur versucht, einige ihrer Erdbewohner los zu werden (manchmal geht es nicht ohne harte Worte!).

Nachhaltig kochen 9 | Tatort Küche
Die Natur ist voller Wunder und Schönheit …
Nachhaltig kochen 8 | Tatort Küche
…und ich behandle sie mit Ehrfurcht und Achtung!

Ich bin 54 Jahre alt und genieße damit das Privileg, Eltern zu haben, die die letzten Kriegsjahre sowie die Nachkriegszeit erlebt haben. Sie wissen noch, was es heißt, zu hungern, besonders die Kindheit meiner Mama kannte viele Entbehrungen, und sie hat mir eine Liebe zu Lebensmitteln mitgegeben, für die ich sehr dankbar bin!
Ich sehe meine Oma noch vor mir, die, wenn sie die Butter aus der Folie in die Butterdose gelegt hat, die Butterreste auf der Folie mit einem Stück Brot fein säuberlich abgewischt und verspeist hat. Nichts wurde weggeworfen, weder die Reste vom Vortag, noch das trockene Stück Brot, noch ein runzliger Apfel!

Auch wenn ich schon immer versucht habe, in meiner Küche nachhaltig (wieder so ein Modewort), sagen wir vernünftig und umweltbewusst zu wirtschaften, so möchte ich im Jahr 2021 diesen Fokus für mich noch vertiefen.

Restlküche ist die kreativste Küche überhaupt, und es macht mich immer stolz und zufrieden, wenn niemand bemerkt hat, dass ich ein „Vorratskammerräumungsessen“ gekocht habe!
Guck mal in deinen Kühlschrank und Gefrierschrank, durchsuche deinen Vorratsschrank oder Keller, schau in die Gewürzlade, kontrolliere den Obstkorb und stell einfach mal alles auf den Tisch, was unbedingt aufgebraucht werden sollte. Und nun lasse deiner Phantasie freien Lauf und koche etwas Tolles daraus! Ein Kochbuch ist überflüssig, die Zutaten stehen vor dir, das Rezept ist in deinem Kopf, los geht’s.
Nudelsaucen, Cremesuppen, gebratener Reis, Kompott, Smoothie, Auflauf, Laibchen, kreative Salate, Rühreier, es gibt unendliche Möglichkeiten, Lebensmittel zu verwerten und aus Resten wieder etwas Leckeres zu zaubern.

Meine heutigen Rezepte sind mehr als Anregung gedacht, ich möchte einfach ein Paar meiner „Restlkassiker“ weitergeben und zu eigenen Kreationen und Ideen anregen.

Beginnen wir im Kühlschrank. Kühlschrankreste sind ja so eine Sache, mit der wir alle kämpfen. Kleine Stücke von Käse und Wurst, die keiner mehr will, eine etwas runzlige rote Paprika, ein Stück Zwiebel, ein paar letzte Oliven oder Tomaten, eine gekochte Kartoffel, die nicht verwendet wurde …das beste was du daraus machen kannst ist eine italienische  Frittata (in Spanien heißt es Tortilla).
Dieses reichhaltige Eiergericht kann mit allem angereichert werden, was der Kühlschrank hergibt, und ist eine super schnelle Mahlzeit.

Reste – Frittata

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Reste Frittata

Du brauchst für die Frittata:
eine kleine Schüssel mit Gemüse – und Wurstresten, kleingeschnitten
Etwas Olivenöl
4 Eier
Käsereste, gerieben oder klein geschnitten
Salz, Pfeffer, Oregano

Heize den Backofen vor auf 180 Grad, nimm eine ofenfeste Bratpfanne und bedecke den Boden mit Olivenöl. Brate das Gemüse – Wurstgemisch nun für ca. 10 Minuten gut durch, das Gemüse sollte weich und die Wurst gebräunt sein. Verquirle die Eier mit den Gewürzen, auch kleine Reste von Sahne oder Frischkäse können hier mit rein. Gieße die Eimischung über das Gemüse, mische alles gut durch und lasse es etwas stocken.
Verteile nun den Käse über die Masse und gib die Pfanne in den Ofen, hier wird alles nun noch etwa 15 – 20 Minuten überbacken.
Die Menge kann nun halbiert, verdoppelt oder verzehnfacht werden, je nachdem wie viele Reste du hast, und wie viele Esser!
Tipp: das Gericht wird in der Pfanne serviert, nimm also eines deiner schöneren Stücke, perfekt wäre Gußeisen!

Übrig gebliebenes Eiweiß ist auch immer ein Thema, für viele Gerichte benötigt man nur den Eidotter, Eier sind jedoch sehr wertvolle Lebensmittel und sollten immer verwertet werden. Sammle das Eiweiß in einem Glas, und wenn du 8-9 Stück beisammen hast, wird es Zeit, Eiweißbrot zu backen. Rezepte finden sich massenhaft im Internet, und das Brot ist sehr gesund. Reste kannst du zu Brotauflauf verarbeiten.
Ich bereite zum Frühstück oder als kleines Abendessen gerne Eiweißomelett zu. Dieses Omelett kommt tatsächlich ganz ohne Dotter aus und schmeckt sehr lecker. Heute habe ich es mit einer Avocadocreme gefüllt (Ja ich weiß, Avocado ist nicht nachhaltig … ich liebe sie einfach! Spinat oder einfach nur Pesto geht auch!).

Eiweiß – Omelett

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Eiweiß Omelett

Du brauchst für das Eiweiß – Omelett, für eine Person:
3 Eiweiß
1 EL Sesam
Prise Salz
2 EL Sesamöl
1 Avocado
2 EL Basilikumpesto
Etwas Salz, Pfeffer, Chiliflocken
ein Spritzer Zitronensaft

Halbiere die Avocado, entferne den Kern und kratze das Fleisch heraus. Mische es mit Pesto, Zitrone und Gewürzen und zerdrücke es zu Püree.
Verschlage die Eiweiß mit etwas Salz, bis sie leicht schäumen, und mische den Sesam darunter. Erhitze das Sesamöl in einer Pfanne, gieße das Eiweißgemisch hinein und lasse es stocken, etwa 5 Minuten. Stürze das fertige Omelett auf einen Teller, bestreiche es mit der Fülle und rolle es auf. Genieße es lauwarm!

Panierbrösel

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Panierbröseln aus Brotresten und getrocknetem Salbei

Brot wegzuwerfen tut immer besonders weh, aber auch mir wird manchmal ein Stück im Sommer schimmlig. Da ich es meist selber backe, versuche ich umso mehr, jedes Reststück zu verwerten. Auch hier gibt es tausende Rezepte und Anregungen im Internet.
Was ich immer selber mache, sind meine Panierbrösel. Sobald ich sehe, dass ein Stück Brot oder Weckerl übrig bleibt, schneide ich es in Würfel, lege diese in den Dörrofen und trockne sie, Danach kommen sie in die Küchenmaschine und werden zu Bröseln vermahlen. Hier gebe ich auch immer gerne getrocknete Kräuter wie Salbei oder Rosmarin dazu, oder auch eine Chilischote, das gibt der Panade extra Geschmack. Auch zum Binden von Gemüselaibchen sind diese Bröseln super geeignet!

Würzsalze aus frischen oder gedörrten Gemüse – und Kräuterresten

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Würzsalz – Mischung aus getrockneten Karotten, Rohnen und Kräutern

Bleiben einzelne Karotten, Rohnen, Lauch, Selleriestücke etc. übrig, dann wandern diese auch in mein Dörrgerät, sowie auch Petersilie oder diverse andere Kräuter, die übrig geblieben sind. Mit Salz in einer Mühle vermahlen (geht super in der elektrischen Kaffeemühle), ergeben diese Reste tolle Gewürze, die man auch, hübsch farblich sortiert, gut verschenken kann!
Für den schnellen Verbrauch mische ich auch oft frische Gemüseteile im Blitzhacker mit Salz, so kann ich auch Blätter von Rohnen und Sellerie, Karottengrün oder Blüten toll verwerten.

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Würzsalz aus frischen Gemüseblättern und Blüten

Obst sollte auch niemals in den Biomüll wandern, außer es ist schimmlig. Überreifes, nicht mehr so attraktives Obst gibt noch immer tolle Smoothies und Shakes. Wenn man eine Handvoll Cashewnüsse oder Haferflocken mit püriert, wird es supercremig, mit ein paar getrockneten Datteln super süß.
Auch ein gemischtes Kompott aus Obstresten schmeckt gut und passt super zu Palatschinken oder Waffeln.
Überreife, fast schon braune Bananen hat ja fast jeder herumliegen, die sind ein wahrer Schatz in der Küche. Friere sie in Stücken ein und püriere sie gefroren zu cremigem Bananeneis. Oder püriere sie mit griechischem Joghurt, mische einen Löffel Chiasamen oder Haferflocken darunter, fertig ist die Dessertcreme.
Ganz besonders lecker schmecken überreife Bananen in meinen

Bananenmuffins mit Erdnussbutter

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Bananenmuffins mit Erdnussbutter

Du brauchst für diese Muffins:
200 g Mehl
50 g Dinkelvollkornmehl
30 g feine Haferflocken
1 ½ TL Backpulver
80 g Staubzucker
1 EL Vanillezucker
2 überreife Bananen, zerdrückt
100 g Erdnussbutter
2 Eier
125 ml Milch
30 g Olivenöl

Heize den Backofen vor auf 180 ° C, lege eine 12er Muffinbackform mit Papierförmchen aus.
Mische Mehl, Backpulver, Haferflocken und Staubzucker in einer Schüssel gut durch und lockere alles etwas auf.
Verrühre Bananen, Erdnussbutter, Eier, Milch und Olivenöl kurz mit dem Mixer.
Gib die feuchten Zutaten auf die trockenen und vermische alles so kurz wie möglich, die Masse darf ruhig noch etwas klumpig aussehen.
Fülle je einen EL Teig in vorbereitete Muffinformen, gib einen TL Marmelade darauf und decke mit einem weiteren EL Teig ab.
Backe die Muffins ca. 22 Minuten, lasse sie etwas abkühlen und bestreue sie dann mit Staubzucker.

Wie können wir sonst noch unseren Küchenalltag nachhaltiger gestalten? Nun, ganz schlimm für die Umwelt ist die Massentierhaltung, es gibt heute schon so viele alternative Quellen, um Biofleisch zu erwerben: Bauernmärkte, ab Hof Vertrieb und auch oft kleine Nahversorgermärkte in den Ortschaften. Ich habe in meiner Gemeinde Zugriff auf Bio Schweinefleisch, Rind und Huhn, und Puten bekomme ich von einer sehr lieben ehemaligen Arbeitskollegin. Hier verarbeite ich wirklich alles vom Tier, ich lasse auch das Fett aus, das ist sooo lecker für Bratkartoffeln und zum Ausbacken, und ich weiss wo es her kommt!
Einer der wichtigsten Punkte ist glaube ich, selber zu kochen. Convenience Food sollte die Ausnahme bleiben, es braucht massenhaft Verpackungsmaterial und ist einfach nicht vollwertig.
Ich denke, wenn jeder von uns mehr in dieses Richtung denkt und ein paar Dinge in seinem Alltag ändert, ist der Umwelt schon geholfen – und uns auch!

Mein Schwerpunkt 2021 steht also fest, auch wenn ich nicht ganz auf Avocados verzichten kann, werde ich noch mehr versuchen, im Küchenalltag naturschonend zu wirtschaften und Lebensmittel als das zu behandeln, was sie sind: unser essentieller Treibstoff !

Nachhaltig kochen 10 | Tatort Küche
Pastinakenernte

Ich wünsche Dir einen wunderschönen Jahreswechsel, und hoffe du holst dir auf meinem Blog auch 2021 wieder ein paar Anregungen, vielleicht auch zur Restlverwertung!?

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