Die tropische Maniok – Wurzelknolle ist äußerlich eine eher raue, derbe Gemüseschönheit, aber glaube mir, in der Küche ist sie ein Star! Sie ist unglaublich vielfältig, eignet sich für süße und salzige Zubereitungen, und ist sehr gesund.
Vielleicht hast du dieses längliche, braune Ding schon einmal in einem asiatischen Supermarkt gesehen und dir gedacht: Was macht man bloß damit? Nun, das möchte ich dir heute zeigen.
Zudem ist dies eine Art Geburtstagpost, denn vor ungefähr 9 Jahren, am 17.2.2014, habe ich den ersten Beitrag auf meiner Webseite veröffentlicht, die Kräutersalz – Trilogie.

Mein „Tatort Küche“ entstand eigentlich hauptsächlich deswegen, um meine eigenen Kreationen festzuhalten und meine Ideen für mich selber abrufbar zu machen. Zugleich war es naheliegend, diese Rezepte und Inspirationen mit anderen Kochfreaks zu teilen, vielleicht findet ja irgend jemand da draussen etwas auf meinen Seiten, das ihn interessiert. Für uns Blogger ist das ja der schönste Lohn für die viele Arbeit, Anerkennung und Interesse unserer Leser, und vielleicht ab und zu mal ein Kommentar … naja es könnten mehr sein!
Aber obwohl ich immer wieder mal soweit war, mein Projekt aufzugeben, irgendwie ist mir mein Tatort Küche ans Herz gewachsen, und so gibt es mich immer noch, nach neun Jahren.
Obwohl ich ohne definiertes Ziel begonnen habe, hat sich immer mehr meine Lebensweise auf meinem Blog durchgesetzt: Kochen mit Zutaten aus dem eigenen Garten, aus der Natur, oder vom nahen Bauernhof.
Doch trotz aller Liebe zu Regionalität und der bevorzugten Verwendung heimischer Zutaten muss ich gestehen: ich bin eben ein leidenschaftlicher Foodie!
Ab und zu mal mit exotischen Produkten zu kochen, bereichert und inspiriert meinen Küchenalltag, und besonders in den letzten Wintermonaten, wenn Sellerie, Kartoffeln und Co die Palette beherrschen, stürme ich orientalische Lebensmittelgeschäfte auf der Suche nach Abwechslung.

Die Entdeckung der Maniokknolle verdanke ich dem amerikanischen Film „Kiss the Cook – So schmeckt das Leben.“ In dem Film verläßt ein Sternekoch sein Nobelrestaurant und erweckt einen abgewrackten Imbisstruck zu neuem Leben. Und serviert … Maniokfritten!

Maniok wurde natürlich sofort bei Google eingegeben, und ich wußte, ich habe diese Dinger schon gesehen, im türkischen Lebensmittelgeschäft.
Es kam, wie es kommen musste: ein paar Tage später machen mein Mann und ich erfolgreich Jagd auf die Knolle, und zuhause wird die Beute erst mal skeptisch begutachtet. Die Wurzelknollen sind schwer, hart, völlig geruchlos und roh ohne Eigengeschmack. Naja …
Zum Glück gibt es YouTube! Meine Maniok Fritten sind gleich beim ersten Versuch so gut gelungen, dass wir fast süchtig danach geworden sind. In den Wintermonaten bekommst du besonders schöne, frische Exemplare, und ich kann dir nur raten: probiere es aus!
Der Maniokstrauch ist in Brasilien beheimatet und wird seit Jahrtausenden kultiviert. Heute findet man die Pflanze weltweit in tropischen Gebieten. Weitere gebräuchliche Namen sind Cassava oder Yuca.
Das Fleisch der Wurzelknolle ist roh ungenießbar, da leicht giftig. Sobald es erhitzt wird, verflüchtigt sich der giftige Stoff und die Knolle wird zu einem sehr gesunden, nahrhaften Lebensmittel.
Maniok ist glutenfrei und unglaublich vielfältig einsetzbar. Süß oder herzhaft, frittiert, gebraten, gedämpft püriert, als Mehl oder Stärke zum Backen und eindicken. (Beitrag: Maniok – die Tropen Kartoffel)

Nun aber ran an die Fritten!
Maniok Pommes
Für meinen Mann und mich verarbeite ich zwei etwa 25 cm lange Knollen.
Lege die Maniokknolle vor dich auf ein stabiles Schneidebrett und verwende ein großes, scharfes Messer.
Teile die Knolle in etwa 8 cm lange Stücke, den Strunk und die Endspitze schneidest du weg. Stelle jedes Teil aufrecht auf das Brett und schäle die braune Schale mit dem Messer von oben nach unten ab. Teile jedes Stück in etwa 1,5 cm dicke Stifte.

Die Maniok Stifte kochen wir nun, bis sie schön weich sind. Nimm dafür einen großen Topf, etwa 5 Liter, und fülle ihn so weit mit Wasser, dass die Maniokstücke damit bedeckt werden können.
Dieses Wasser wird nun kräftig gewürzt, das ist sehr wichtig, denn in dieser Phase nimmt die Knolle die Würze auf.
Ins Wasser kommen zwei TL Salz, einige Lorbeerblätter, 4 mit dem Messerrücken zerdrückte und gehackte Knoblauchzehen, Saft einer halben Limette und etwas gemahlener Pfeffer.
Bringe das Wasser zum Kochen und füge die Maniokstifte hinzu. Köchle sie für etwa 20 Minuten, gieße sie danach ab, lege sie auf eine Platte und lasse sie auskühlen und trocknen. Das kannst du auch einige Stunden vor dem Frittieren machen, sie verfärben sich nicht!

In den Topf kommt nun Frittieröl (Maiskeimöl z.B.), etwa 3 cm hoch. Erhitze es auf 160°C, das ist die ideale Temperatur, ich messe sie mit dem Thermometer, und das rate ich dir auch.
Frittiere die Maniokstifte auf zwei Partien, es sollten nicht zu viele gleichzeitig im Topf sein! Nach meiner Erfahrung ist eine Frittierzeit von 8 – 10 Minuten perfekt, sie sollten leicht bräunen, aber nicht zu dunkel und dadurch hart werden. Hebe die fertigen Fritten mit einer flachen Kelle auf eine mit Küchenpapier ausgelegte Platte, bestreue sie sofort mit Salzflocken (Fleur de Sel) und halte sie im Ofen warm.
Wir genießen unsere Maniokfritten diesmal mit Wildkräuter – Joghurtsauce, zudem gibt es selbst gemachte Chilisauce, selbst gemachte Mayo, selbst gemachtes Ketchup, Guacamole … du siehst schon, es ist eine kleine Orgie. Und mexikanisches Bier, Corona, passt perfekt dazu (tut mir leid, es heißt so!).


Maniok Dessert Kuchen
Die süße Seite der vielseitigen Maniok möchte ich dir natürlich auch nicht vorenthalten, ich präsentiere sie dir in Form eines Maniokuchens (Cassava cake), ein typisch philippinisches Dessert.
Tatsächlich schmeckt dieses saftige Backwerk nicht wie Kuchen, sondern wie gebackener Pudding, die Konsistenz ist cremig – wabbelig und herrlich reichhaltig durch Kokos – und Kondensmilch. Ich denke, mit diesem unkomplizierten, aber ausgefallenen Dessert kannst du deine Gäste beeindrucken.

An Zutaten brauchst du, für etwa 14 Stücke:
500 g frische Maniokknolle, geschält und fein gerieben
125 ml Kokosmilch (Dose)
2 Eier
200 ml Kondensmilch, gezuckert (Dose)
180 ml Sahne
90 g Butter, geschmolzen
Solltest du eine Küchenmaschine mit feinem Reibeaufsatz besitzen, dann nutze diesen! Ansonsten ist etwas Krafttraining angesagt!
Vorweg sage ich dir gleich, dass ich sehr skeptisch war, da auch die geraspelte Knolle sich noch sehr fest angefühlt hat. Aber diese sehr stärkehaltigen Raspel verschmelzen beim Backen völlig mit den anderen Zutaten!
Heize deinen Backofen vor auf 170°C, kleide eine rechteckige Form, etwa 20/28 cm, mit Backpapier aus.
Mische alle Zutaten in einer Schüssel, bis sie gleichmäßig verbunden sind, und gieße die Masse in die Form. Die Masse sollte etwa 2,5 bis 3 cm hoch sein.
Backe den Kuchen etwa 45 Minuten, die Oberfläche ist nun zart gebräunt und noch etwas wabbelig.

Optional kannst du dein Dessert nun auch noch mit einem Topping versehen und nochmal überbacken, dafür mischst du eine halbe Tasse Kokosmilch mit einer halben Tasse Kondensmilch und einem Ei, und gießt diese Masse über den noch heißen Kuchen. Nun kommt dieser nochmal für 15 Minuten bei 180°C in den Ofen.
Ich habe dieses Topping weggelassen (das werde ich nächstes Mal probieren, auch wenn es den Kalorienrahmen etwas sprengt!), und dieses Dessert leicht abgekühlt in Rauten geschnitten mit etwas gezuckerter Kokosmilch serviert. Sehr gut schmeckt es auch mit Ahornsirup oder Mangostückchen.


Tipp: dieses Rezept kannst du auch in einem Dampfgarer dämpfen, bedecke die Form mit Folie und dämpfe für etwa 50 Minuten. Danach überbackst du den Kuchen mit oben genanntem Topping, so erhältst du auch wieder die Bräunung.
Wenn du nun das nächste Mal an einem Asiatischen Shop vorbei kommst, denke an mich und sieh nach ob sie Maniok haben. Die Knollen müssen ganz hart, die Schale etwas glänzend und ohne Schimmelstellen sein, das Innere beim Durchschneiden rein weiß.
Im Netz findest du viele weitere Anregungen, Püree oder Cremesuppe sind auch sehr lecker und cremig.
Ich hoffe, ich konnte auch bei dir etwas Experimentierfreude wecken, viel Spaß beim Nachkochen!