Die Zeit der Holunderblüten hat begonnen, und auf mich warten zwei arbeitsreiche Wochen. Nachdem diese Tage im vergangenen Jahr für mich unglaublich stressig waren – ich habe ja mein Buch über den Holunder geschrieben – werde ich meine Holunderblütenprojekte heuer in Ruhe genießen.

Diese Tage waren im vergangenen Mai ein hektischer Wechsel aus: Blüten suchen, Blüten ernten, Blüten verarbeiten, Rezepte ausprobieren, Fotosettings aufbauen, Katzen beruhigen, Ehemann beruhigen, und dazwischen wieder alles aufräumen.
Die Hollerstrauben waren besonders lustig! Ich bin ja nicht so der Frittierer, und die Mischung aus fertiggerührtem Ausbackteig, heißem Frittierfett, einer Kamera am Stativ, ein paar neugierigen Miezekatzen und einem Rezept, das auch ich noch nicht gekocht hatte … das war spannend.
Letzten Endes ist alles gut gegangen, ein Teller voller duftender Hollerstrauben stand vor mir, und – ich war allein zuhause! Was tun mit den vielen Strauben? Nun, ich habe fast alle aufgegessen. Wäre ja schade. Sie schmecken einfach nur frisch!
Nach einem sehr nassen, kalten Frühling hat sich nun endlich die Sonne durchgesetzt, gerade noch rechtzeitig. Regennasse Holunderblüten ohne Sonneneinwirkung kann man vom Aroma her vergessen.
Heute war es nun soweit, die ersten Blütendolden sind in meinem Korb gelandet. Gemeinsam mit meinem holundererprobten, brennnesseltauglichen Ehemann bin ich losgezogen zu meinem Lieblingsstrauch. Vorher wurde bei einer ausgedehnten Radtour die Lage erkundet, und es hat sich herausgestellt: kein Grund zur Eile.

Die Sträucher in unserer Gegend sind erst zu einem Drittel aufgeblüht, die meisten Dolden tragen noch Knospen, ich werde also ungefähr zwei Wochen ernten können.
Zuhause habe ich sogleich mein Lieblings Siruprezept angesetzt, Holunderblütensirup mit Gierschblüten, Ingwer und Zitronenmelisse (Rezept im Buch).
Mein Buch „Mit Holunder durchs Jahr“ ist nun seit zwei Monaten am Markt, erschienen im Leopold Stocker Verlag, und ich habe ja versprochen, dass es zur Blütezeit ein paar Rezeptauszüge geben wird. Nun, hier kommen sie.
Ich starte mit einem weiteren Lieblingssirup,
dem
Holunderblüten – Kräuter – Sirup mit Essig
Dieses Rezept ist eine Abwandlung des im 19. Jahrhundert sehr beliebten Sirups mit Namen „Shrub“.
Dieser „Shrub“ bestand aus Früchten, Essig und Zucker zu gleichen Teilen, die Früchte wurden in einem Glas mit Essig übergossen, zwei Wochen stehen gelassen, abgeseiht und mit dem Zucker aufgekocht. Das ergab einen spritzigen Sirup, der sehr gerne für alkoholische Cocktails verwendet wurde.
Etwas adaptiert ergibt dieser Holundersirup mit Essig, aufgespritzt mit Soda oder einfach Wasser, ein sehr erfrischendes, spritziges, gesundes Sommergetränk.
Mit Prosecco aufgegossen hat man einen außergewöhnlichen Aperitif für die Gartenparty!
Zutaten für etwa 1,8 Liter:
1 ¼ Liter Wasser
¼ Liter Bio Apfelessig
8 Dolden Holunderblüten
Gemischte frische Kräuter nach Geschmack: Minze, Rosmarin, Thymian, Wermut (nur wenig!), Lavendel, Basilikum …
Rosenblütenblätter (optional)
1 kg Sirupzucker oder Kristallzucker

Zubereitung:
Zucker, Wasser und Essig aufkochen, noch heiß in ein großes, hitzebeständiges Glasgefäß (ca. 2,5 Liter) füllen, abkühlen lassen.
Holunderblüten von den grünen Stielteilen schneiden und in das Glas geben, ebenso die Kräuter. Gut durchrühren, das Glas an einen hellen Platz stellen, aber nicht direkt in die Sonne.
48 Stunden ziehen lassen, dabei einige Male schütteln.
Durch ein feines Sieb in einen Topf abgießen, erneut aufkochen und heiß in sterile Flaschen füllen.
Dieser Sirup ist in ungeöffneten Flaschen bis zu einem Jahr haltbar, er lässt sich daher, vorausblickend auf die kalte Jahreszeit, auch sehr gut mit winterlichen Aromen zubereiten: beim Ansatz Zimt, Kardamom, Gewürznelken und Sternanis zugeben, eventuell auch etwas Orangenschale oder Ingwer. Ein himmlischer Sirup für die Punschsaison!

Wenn der erste frische Holunderblütensirup fertig ist, bereite ich ein Eis zu, das wirklich herrlich schmeckt:
Cremiges Holunderblüten – Eis ohne Eier
Die meisten Rezepte für Cremeeis enthalten viele Eidotter, dieses Rezept zeigt, dass ein super cremiges Ergebnis auch ohne Eier möglich ist.

Zutaten, für 4 Portionen:
200 g gezuckerte Kondensmilch
150 g griechisches Naturjoghurt 10 % Fettgehalt
50 ml Holunderblütensirup
200 ml Schlagrahm
3 EL Holunderblüten, frisch, gerebelt
Blüten zum Garnieren
Zubereitung:
Kondensmilch, Joghurt und Holunderblütensirup in einer größeren Schüssel verrühren.
Schlagrahm halbsteif schlagen und unter die Joghurt Mischung ziehen, zuletzt die Blüten untermischen.
Die Creme in die laufende Eismaschine füllen und 30 Minuten gefrieren lassen.
In eine Tiefkühldose füllen und einige Stunden nachfrieren lassen.
10 Minuten vor dem Portionieren aus dem Tiefkühler stellen. Sehr gut schmeckt dieses Eis, wenn man es auf klein geschnittenen Erdbeeren anrichtet, oder man serviert es zu Kuchen.

Mein Tipp:
Natürlich kann dieses Eis auch ohne Eismaschine hergestellt werden, man füllt die fertige Masse in eine Schüssel mit Deckel, stellt diese in den Tiefkühler und rührt in den ersten 3 Stunden alle 30 Minuten einmal kräftig durch. Das Ergebnis wird allerdings nicht ganz so cremig ausfallen wie mit der Eismaschine.
Wenn du Holunderblüten so sehr magst wie ich, solltest du auch unbedingt eine beträchtliche Menge der Blüten trocknen.

Für diesen Schatz in der Vorratskammer gibt es auch ausser Tee viele Verwendungsmöglichkeiten, wie etwa Energiekugeln, Müsliriegel, Holunderblütenzucker und vieles mehr. All diese Rezepte und Tipps zum Trocknen findest du im Buch.
„Mit Holunder durchs Jahr“ kannst du direkt beim Leopold Stocker Verlag bestellen, online auf Amazon oder Weltbild, und du erhältst es in diversen Buchhandlungen.

Wenn du die Liebe zum Holunder mit mir teilst, freue ich mich sehr, wenn mein Buch ein Plätzchen bei dir findet! Viel Spaß beim Holunderblüten sammeln!