Obwohl ich ja seit vielen Jahren mit Begeisterung, einem Korb, etlichen Dosen und einer goldenen Sichel (wirklich!) diversen wilden Kräutern und Blüten hinterherjage, um diese dann in meiner Hexenküche zu Essbarem zu verwandeln, habe ich mich noch nie an den Löwenzahnhonig gewagt.

Keine Ahnung warum, irgend etwas hat mich abgeschreckt. Vielleicht diverse Berichte über stundenlange Kochzeiten, klebriges Geschirr, Chaos in der Küche, Unmengen an gepflückten Blüten … nein, das überlasse ich doch lieber den Bienchen!
Die Wende kam bei meinem Kräuterkurs im vergangenen Jahr, wo wir von unserer Kursleiterin solch einen selbst gemachten Löwenzahnhonig zu kosten bekamen, und da war es dann um mich geschehen.
Sie kocht diesen Honig in ihrem Thermomix, hat sie uns erklärt, und das geht schnell, einfach und sauber.
Nun, du ahnst es schon, ich war (oder bin) verrückt genug, mir aus diesem Anlaß diesen Küchenmercedes zuzulegen. Ich muss gleich hinzufügen, dass ich diesen Schritt auch ohne Löwenzahnhonig noch nicht eine Sekunde bereut habe, und das gute Stück ist auch nicht kreativitätstötend, ganz im Gegenteil. Wenn der Koch kreativ ist, ist es auch das Küchengerät. Ganz einfach.
Und jetzt köchelt soeben zum dritten Mal mein Löwenzahnhonig in der Wundermaschine vor sich hin, und ich bin begeistert.

Aber, ich habe das Prozedere auch ohne Thermomix getestet, es funktioniert mit diesen Mengen auch im Topf wunderbar. Dieser sollte nur hoch genug sein.
Der erste Schritt besteht darin, den Ansatz zuzubereiten. Dafür brauchst du:
250 g Löwenzahnblüten
2 Scheiben Naturzitrone
800 ml Wasser
Manche schneiden von den Blüten ja wirklich nur die gelben Zungen ab, ich habe ein Stückchen vom grünen Kelchteil drangelassen. Der Honig bekommt dadurch eine wirklich gaaaaanz dezente Bitternote, wirklich sehr zart, und schmeckt tatsächlich wie Wald – oder Kastanienhonig. Kann ich unbedingt empfehlen!

Gib alles in einen Topf, koche es auf und lasse alles 20 Minuten ganz sanft köcheln, zugedeckt!
Dieser Ansatz darf nun durchziehen, und zwar waren es bei mir 24 Stunden.
Nun wird der Ansatz durchgeseiht. Ich nehme dafür ein möglichst feines Sieb, in vielen Rezepten wird empfohlen, den Ansatz durch ein Tuch abzugießen, aber ich finde, da bleibt viel zu viel von den schönen gelben Pollen drin hängen!
Ich lege das Sieb über eine Schüssel und gieße erst mal die Flüssigkeit ab, dann nehme ich eine Faust voll Blüten in die Hand und presse sie über dem Sieb gut aus. So verfahre ich, bis alle Blüten ausgepresst sind.
Hole dir nun einen hohen Kochtopf, stelle ihn auf eine Waage, tariere auf Null, fülle die Löwenzahnflüssigkeit hinein und wiege sie zugleich ab.
Bei mir hat der Ansatz 770 g Löwenzahnwasser ergeben, und nun füge ich genau die gleiche Menge Rohrzucker hinzu, also 770 g.
Zusammengefasst:
Gramm Löwenzahnwasser ist gleich Gramm Rohrzucker.
Anmerkung: Du kannst natürlich auch weissen Kristallzucker verwenden, aber ich finde, die „Honigfarbe“ wird mit Rohrzucker einfach genial, und es schmeckt auch intensiver, karamelliger.
Verrühre den Zucker gut mit der Flüssigkeit und bringe es zum Kochen. Hier zeigt sich nun die Sinnhaftigkeit eines hohen Kochtopfs, denn so wie auch beim Marmelade kochen kann es eventuell kleine Spritzer geben beim Köcheln, und die sollen ja lieber im Topf bleiben als auf der Herdplatte landen!
Lasse nun alles ganz sanft ohne Deckel köcheln und rühre immer wieder um, je länger der Sirup köchelt, desto dickflüssiger wird das Ergebnis. Rechne mit einer Dauer von ca. 2 bis 2,5 Stunden, um eine Konsistenz wie Honig zu erreichen.

Fülle den Sirup noch heiß in schöne Gläser. Und wundere dich nicht, das Ganze ist im heißen Zustand noch recht flüssig, aber wenn es abkühlt … ein Traum, dick und gehaltvoll!
Als IKEA Mitarbeiter darf ich ein wenig Werbung machen: dort bekommst du die hübschen 150 ml KORKEN Patentflaschen, zu je 3 Stück. Daraus läßt sich der Honig super dosieren, ohne einen Löffel anzupatzen.


Ich habe meinen Löwenzahnhonig, heute ist es bereits die dritte Partie, mit meinem Thermomix zubereitet. Das funktioniert wunderbar, bei 110 °C und einer sanften Rührstufe von 1,5 habe ich erst mal die höchstens einstellbaren 99 Minuten geköchelt, habe dabei den Varoma ohne Deckel als Spritzschutz aufgesetzt, dann etwas gewartet und nochmal 30 Minuten eingeschaltet.
Ich möchte dir allerdings den Ablauf meines ersten Versuches letzte Woche nicht vorenthalten:
Nach 2 Stunden köcheln im Mixtopf war mein „Honig“ zwar inzwischen von wunderschöner waldhonigbrauner Färbung, aber immer noch recht flüssig. Ich habe geschimpft wie ein Rohrspatz und meinem Mann (der brav Blüten sammeln geholfen hat!) vorgejammert, wie umsonst diese Aktion war, schade um die Blüten und um den Zucker und um die Zeit und um überhaupt alles, nie wieder tue ich mir das an!
„So, mir reicht jetzt die Köchlerei, ich gieße das jetzt ab und dann haben wir halt einen dünnen Sirup für Smoothies, kann man nix machen!“ waren meine resignierten Worte. Abgefüllt, hingestellt, Thermomix und Küche geputzt und ab vor den Fernseher.
2 Stunden später hört mich mein Mann in der Küche in Entzückensschreie ausbrechen, aus meinem dünnen Sirup ist dicker, zähflüssiger, unglaublich leckerer Honig geworden!

„Siehst du, du bist immer gleich so negativ! Man muss es nur abwarten können“, waren die weisen Worte meines Pflückhelfers, während ich genüßlich den dritten Löffel naschte …

Ein weiteres Wildkräutlein, welches ich für die Zubereitung von Sirup liebe, ist der Waldmeister. Er hat schon sehr bald wieder Saison, und hier findest du einen Beitrag über ihn:
Waldmeister – Tipps und Rezepte
Warte nicht so lange wie ich, wage dich an den Löwenzahnhonig, er ist jede Mühe wert! Viel Spaß!