In meiner Familie feiern wir am 6. Dezember den Nikolo, also den Tag des heiligen Nikolaus, und zu Weihnachten kommt das Christkind. Ich bin weder altmodisch noch unaufgeschlossen gegenüber den Sitten anderer Länder, aber gewisse Traditionen und Bräuche sollten in Österreich so bleiben, wie sie seit vielen Generationen sind. Meine Kindheitserinnerungen an diese Festtage sind noch sehr lebendig, am Nikolotag hat Mama am Abend schön den Tisch gedeckt, alles in rot-schwarz, mit kleinen pelzigen Mini-Krampussen und Germteignikoläusen. Es duftete nach Mandarinen und Erdnüssen, und Papa konnte es sich nicht verkneifen, beim Heimkommen mit dem Schlüssel laut an der Tür zu rasseln, bevor er hereinkam.
Ich wurde natürlich auch von Tanten und Onkeln damit geneckt, dass der Krampus kommt, wenn ich schlimm bin … nur bei braven Kindern kommt der Nikolaus allein und bringt was zum Naschen! Nun, ich habe die fürchterlichen Androhungen ohne seelischen Schaden überstanden.
Auch für meine Kinder haben wir einmal vom Kindergarten die zwei verkleideten Respektspersonen ins Haus kommen lassen, Stefan hat sich hinter Opa versteckt, Julia ist zur Tür gegangen und hat dem Krampus die Hand gegeben. Naja, sie hatte wohl ein reines Gewissen. Ein unvergesslicher Moment jedenfalls!

Am 6. Dezember ist es also wie jedes Jahr wieder soweit, meine ganze Familie kommt zusammen, am rot-schwarzen Tisch häufen sich Mandarinen, Nüsse und Lebkuchen, und für jeden gibt es eine kleine Überraschung.
Lebkuchen! Das ist das Stichwort für mein heutiges Rezept. Es ist diesmal nicht von mir, sondern von meiner Mama, denn dieser Lebkuchen ist bei uns zu Nikolo unverzichtbare Tradition, ich weiss gar nicht wie lange sie ihn schon macht.
Ich habe ihn auch nicht alleine gebacken, sondern unter den wachsamen Augen meiner Mama, also unter ihrer Aufsicht, in ihrer Küche, mit ihrer Anleitung. Und ich bin soooo froh dass ich diesen gefüllten Lebkuchen nun selber backen kann, denn er schmeckt herrlich.
Du kannst ihn jetzt gleich für den Nikolotag backen, denn er wird eher noch besser, wenn er ein paar Tage durchziehen kann … aber die erste Partie wird das bei mir wohl nicht erleben.
Wir beginnen damit, die Fülle zu mischen. Und wie das bei Mamarezepten so ist: „Naja, eine genaue Menge kann ich Dir nicht sagen, nimm einfach eine Handvoll von jedem“! Also nehmen wir je eine Handvoll:
Walnüsse, gehackt
Arancini, gehackt
Rosinen, in Rum eingelegt (hab ich immer vorrätig, kann ich nur empfehlen!)
getrocknete Feigen, gehackt (die Feigen dürfen nicht zu fest sein, sonst auch über Nacht etwas einweichen.)
All das kommt in eine Schüssel und wird gut durchgemischt.

Der Teig wird mit glattem Roggenmehl gemacht, das bekommst Du im gut sortierten Supermarkt oder bei einer Mühle, kein Roggenvollkornmehl!
Am besten machst Du den Teig in einer Küchenmaschine, sonst von Hand zusammenkneten. Zutaten:
600 Gramm glattes Roggenmehl
4 Eier
360 Gramm Staubzucker
5 EL erwärmter Honig
1 Pk Lebkuchengewürz ( z.B. von Kotanyi, etwa 30 Gramm)
2 TL Natron
Zitronenschale
Ribiselmarmelade zum Bestreichen
Backrohr vorheizen auf 160 Grad Heißluft. Ein tiefes Backblech befetten und bemehlen.
Alle Zutaten verkneten, bis sie sich zu einem geschmeidigen Teig verbunden haben. Die Masse wirkt zu Beginn recht trocken, aber mit der Zeit binden sich die Zutaten, also nicht voreilig noch Flüssigkeit zugeben, sonst klebt der Teig zu sehr! Eine Kugel formen und diese in 2 gleich schwere Portionen teilen.

Die erste Portion auf Backblechgröße auswalken, Arbeitsfläche bemehlen und den Teig immer wieder mit einer Palette lösen, dass er nicht anklebt. Dann um den Nudelwalker rollen und ins Backblech heben (das kann etwas tricky sein, sollte also jemand bei Dir in der Küche sitzen und auf den fertigen Lebkuchen warten … gleich zum Helfen einteilen!)
Der Boden wird nun mit Ribiselgelee bestrichen und sodann die Fülle gleichmäßig darauf verteilt.

Die 2. Teighälfte wie die Erste verarbeiten und über die Fülle legen (und ev. ebenso nach Hilfe rufen … )
Nun vorsichtig mit dem Nudelwalker über die Platte walken, sodaß der Deckel sich gut über die Früchte schmiegt, und dann gleich ab ins Backrohr, für etwa 25 Minuten. Der Lebkuchen soll sich noch schön weich anfühlen, also nicht zu lange backen, sonst wird er zu trocken.
Wenn er völlig ausgekühlt ist, wird die Platte zuerst in Rauten geschnitten und dann mit Orangenglasur bestrichen. Auch dafür gibt es keine genaue Mengenangabe, aber soviel Gefühl haben wir doch locker, oder? Etwa 5 EL Staubzucker werden mit Orangensaft und Eiklar verschlagen, beginne mit 1 TL Saft und 1 TL Eiklar, meist reicht das schon. Die Glasur sollte ziemlich dickflüssig sein, sonst rinnt alles hinunter. Versuche erst einmal, eine Raute zu bestreichen, dann siehst Du, ob die Glasur oben bleibt oder zu dünn bzw. zu dick ist. Bestreiche alle Rauten mit einem Pinsel und lasse alles gut trocknen bevor Du den Lebkuchen in eine Keksdose verschwinden läßt … vorsichtshalber. Ich wünsche Dir gutes Gelingen und dass bis zum Nikoloabend noch was übrig ist!