Juchuuu…nach einem lustigen Arbeitssamstag bei IKEA (ja wirklich, ich arbeite gerne Samstags, da sind die Kunden gut gelaunt, weil sie frei haben..und es ist viel los!), gehts jetzt ab nach Hause, und seit 18.00 Uhr hab ich Urlaub, für eine Woche!

Eine Woche Zeit zum Faulenzen (siehe Foto oben…), Zeit für für die letzten Arbeiten im Gemüsegarten, Zeit zum Kochen und Zeit, um wieder mal eine große Küchenräumung -und Schubladensäuberung vorzunehmen…damit ich nachher wieder was Neues in meiner geliebten IKEA Geschirrabteilung kaufen kann! (naja, man kann ja neu geschaffenen Platz im Schrank nicht unbenutzt lassen…der arme Schrank!)
Und natürlich beginne ich meine freien Tage mit einem ordentlichen Festessen am Sonntag. Ich habe noch Schweinsstelze im Tiefkühler, vom letzten Einkauf bei meiner Bäuerin, und ich muß mein Blaukraut verarbeiten…also steht das Menü fest : es wird steirisch-deftig!
Widmen möchte ich diesen Beitrag der Blogparade „Festliches Menü“ von „Küchen Atlas Blog“, hier der Link zur Veranstaltung: Blogparade Festliches Menü

Der „Haxn“ (= Schweinefuß) kommt über Nacht in ein Bad…nein, nicht zum Zweck der Säuberung sondern wegen Geschmack und Saftigkeit. Fachmännischer ausgedrückt, das Fleisch wird in eine Sur oder – englisch – Brine – eingelegt. Das Grundprinzip bzw. Grundrezept für eine solche Sur ist ganz einfach:
Man stellt aus Salz, etwas Zucker und einer Flüßigkeit – meist Wasser – eine Lösung her, der man auch noch nach belieben Gewürze zusetzt. Das Fleisch saugt sich mit der würzigen Flüßigkeit voll und bleibt so während des Garens saftiger…zudem ist diese Art, Fleisch zu salzen und zu würzen, sehr sanft und gleichmäßig.
Meine Sur für den Fuß bzw. Haxn besteht aus:
ca. 3 Liter Wasser
1/4 Liter Weißwein (auch Bier geht sehr gut)
ca. 35 – 40 Gramm Meersalz
2 Grob zerschnittene Zwiebeln
eine gestampfte Knoblauchzehe
5 Loorbeerblätter
1 EL Rohrzucker oder Honig
etwas Liebstöckl
All das verrührst Du in einem großen Topf (er sollte backofenfest sein), bis das Salz sich aufgelöst hat. Wenn Du das nun kostest, sollte es schmecken wie eine gut gewürzte Suppe…so auf die Art…
Da wandert nun der Fuß hinein und bleibt da über Nacht. (ja, sieht ein bißchen makaber aus….)
So, und weils so lustig ist, machen wir auch den Strudelteig schnell noch am Abend, er wird umso elastischer je länger er rasten darf, und Du sparst Dir einen Arbeitsschritt am Morgen.
(Wieder 10 Minuten länger schlafen…)
Strudelteig:
250 Gramm Mehl glatt
etwas Salz
2 EL Öl
1 Eiklar mit Warmem Wasser versprudeln, insgesamt ca. 180 ml
Verknete die Zutaten mit den Knethaken des Mixers, bis eine schön glatte Masse entstanden ist. (so 10 Minuten). Wenn der Mixer schnauft, gib noch etwas Wasser dazu. Der Teig kommt in eine Schüssel mit Deckel, und: gegen die Falten noch etwas mit Öl einschmieren!!

Und nun…raus aus der Küche, rein in den Samstagabend. Eine Schüssel Popcorn, ein Stück Kuchen von gestern, und ab vor den Fernseher…TITANIC schauen…mein Gott ich liebe diesen Film!
Einige Stunden später: Hallo, guten Morgen am Sonntag! Ich schnapp mir meinen Haxen und den Teig aus dem Keller und starte die Arbeit für mein Festessen. Backrohr einheizen, Heißluft 160 Grad.
„Muskulöse“ Fleischstücke, die richtig zart und durch werden sollen, brätst Du am Besten immer lange bei eher niederen Temperaturen.
Der Fuß wird aus seinem Bad gehoben, von der Sur gieße ich soviel weg, daß ca. 3/4 Liter Flüßigkeit übrigbleiben, und die Gewürze und die Zwiebel sollen drinbleiben. Das Fleisch kommt nun wieder in den Topf zurück, ich reibe es noch mit etwas Paprikasalz ein und verteile noch ein Paar Lorbeerblätter sowie getrocknete Lavendelblüten darüber. (Lavendel und Schweinefleisch kombiniert sind unschlagbar!)

Ein wenig Olivenöl darübergießen, Deckel drauf und ab ins Backrohr…darum brauche ich mich jetzt mal 3 Stunden nicht kümmern. Jetzt hab ich Zeit, das Blaukraut für meinen Strudel zu dünsten. Groß sind sie heuer nicht geworden, die Köpfchen, aber dafür schön knackig und fest.

Für die Blaukraut-Strudelfülle brauchst Du:
einen großen oder einige kleine Blaukrautköpfe
eine große Zwiebel, in Streifen geschnitten
Fett zum Anbraten: ich nehme mein selbstausgelassenes Entenschmalz, das ist genial, super geht auch Gänseschmalz oder Schweineschmalz. Olivenöl ist natürlich auch möglich…aber ehrlich, dieses „Omas Krautstrudel-Feeling“ erreichst Du nur mit Schmalz!!! Und sei nicht zu sparsam!!!
Weiters etwas braunen Rohrzucker oder Muscovadozucker
1/8 Liter Rotwein
ein Schuß Balsamicoessig
Salz
Schmalz erhitzen, Zwiebel anbraten, mit dem Zucker bestreuen und karamellisieren lassen, das in Streifen geschnittene Kraut dazugeben, durchrösten und mit dem Wein und Essig ablöschen, salzen. Nun zugedeckt köcheln lassen, bis das Kraut weich ist…ca. 20 Minuten…am Schluß abdecken, damit die ganze Flüßigkeit verdampfen kann, das weicht sonst den Strudel zu sehr auf! Laß das Kraut nun abgedeckt stehen, es muß ganz auskühlen!!! (auch das Kraut kochen könnte man natürlich schon am Vortag machen.)
Nachdem mich nun die tropische Temperatur in meiner Küche daran erinnert, daß da etwas seit Stunden in meinem Backrohr vor sich hin brät, öffne ich mal die Backofentüre – juchuu noch mehr Hitze – und sehe nach dem Fortschritt meiner Haxe…also nicht meiner…natürlich…

So sieht sie nun aus, das Fleisch ist auf Druck bereits herrlich weich, durch den hohen Bindegewebe-und Knochenanteil unseres Bratens hat der Saft diese unglaubliche geleeartige Konsistenz bekommen (etwas Chemie: es wird eine eiweißartige Substanz aufgespalten und dadurch Kollagen freigesetzt, das ist der Hauptbestandteil von Gelatine..) Der Duft in meiner Küche ist der Wahnsinn…auf einmal kommen alle aus ihren Löchern…(Zimmern), aber nein, ein bißchen dauerts noch!
Mein Braten kommt nun abgedeckt nochmal für etwa 30 Minuten ins Rohr, ich erhöhe jetzt die Temperatur auf 180 Grad. Keine Zeiot zum Rasten, jetzt kommt der Strudel:
Ich lege mir ein sauberes (na klar) Geschirrtuch auf die Arbeitsfläche und bemehle es großzügig. Den Strudelteig teile ich in 2 Hälften, ich finde es viel einfacher, 2 kleine Strudel zu machen als diese Meterware, die meine Mama immer fabriziert…keine Ahnung wie sie das schafft! Aber alles muß ich nicht können…
Eine Teighälfte auf dem Geschirrtuch etwas flachwalken, dann leg ich mir den Teigfleck über die Handballen und ziehe ihn in der Luft aus, bevor er zu dünn wird, kommt er wieder aufs Tuch und wird hier weiter ausgezogen, bis er ganz dünn ist. Man kann ihn auch nur auf der Arbeitsfläche ausziehen!
Ich belege 2/3 der Fläche mit dem Kraut und streue klein geschnittenen Halloumi-Käse darüber, ein halber Würfel pro Strudel. Dann klappe ich zuerst die Schmalseiten ein und rolle dann die lange Seite auf. Mit dem Geschirrtuch kann ich ihn heben und aufs Backblech hieven. Und mit dem zweiten Teig das Ganze nochmal.

Das Foto ist nicht künstlerisch wertvoll, aber es zeigt, welche Form der ausgezogene Teig haben soll, wieviel Fülle draufkommt und daß oben ca. 1/3 Teig frei bleiben muß…vorne von der Küchenkante weg wird eingerollt.
Uff, endlich, Strudel ins Rohr, 30 Minuten bei 190 Grad, dafür nehmen wirden Braten nun raus. Das Fleisch fällt fast vom Knochen, ich löse es ab und mache schöne Stücke, die ich am Schneidbrett zum Rasten mit Alufolie abdecke.

Für die Sauce machen wir eine Mehlschwitze, ich gebe eine Scheibe Butter in eine Kasserole, erhitze die Butter, staube mit 2 EL Mehl, lasse alles durchrösten und gieße dann mit dem Geleeartigen Bratensaft auf. Einen Schuß Weinbrand dazu, einmal aufkochen…fertig ist meine herrlich sämige Sauce. Sie kommt zurück in den Brattopf, die Fleischstücke dazu, und nun kommt der Topf die letzten 10 Minuten des Strudels wieder mit ins Rohr…zugedeckt!!!

Und endlich, nach mehrstündigem Kochmarathon, ist unser Festessen „essfertig“. Ich habe noch ein paar Kartoffelwürfel gebraten…mein Sohn ist nicht so sehr der Blaukraustrudel-Fanatiker (das liegt wohl eher am Gemüse als am Teig, Strudel mit Faschiertem geht immer!) Alle stehen in der Küche um mich herum…habt ihr etwa Hunger? Also dann los, fertigmachen zur totalen Vernichtung…meines Essens!



Vernichtung ca. 15 Minuten
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