Es ist Herbst geworden. Nix mehr mit Sonne, Gemüse und Aperol. Seele vorbereiten auf: Nebel, schmutzige Katzenpfoten, Selleriecremesuppen, vieeel Schokolade (Antidepressiva), Maulwurfshügel. Oje!
Der Gemüsegarten leert sich schön langsam, übrig sind noch Sellerie in Knolle und Stange, Pastinaken, Karotten, Kohl, Rohnen, Topinambur, Blaukraut und Kohlsprossen. Die richtige Grundlage also für ordentlich deftiges Wohlfühl – Herbstessen. Eintöpfe und Suppen die von Innen wärmen und am besten bei Nebel (draussen) und Kaminfeuer (drinnen) schmecken.
Auch die Stangenbohnen sind längst abgeerntet, die hübschen Böhnchen warten in ihren vertrockneten Schoten am Dachboden darauf, befreit und verkocht zu werden. Und das mache ich heute, ich koche herbstlich – feuriges Chili.


Chili zu kochen ist eine Zeremonie, wer also denkt, es wird einfach alles in einen großen Topf gestopft und dann 4 Stunden gekocht, der sollte mein Rezept nun am besten wegklicken. Aber: die mühevolle Vorarbeit lohnt sich, und man bekommt 4 Mäuler für 2 Tage satt!
Also los, Viva Mexicana! Obwohl, eigentlich stammt Chili con Carne aus den Amerikanischen Südstaaten…
Zutaten, für 4 Personen, für 2 Tage:
ca. 1 kg Schweinsfaschiertes (oder gemischtes)
3 EL Mehl
4 mittelgroße Zwiebeln
eine mittelgroße Sellerieknolle
3 Karotten
Olivenöl, Butter
ca. 200 g getrocknete Bohnen, über Nacht eingeweicht
1/2 Flasche Bier
eine Dose Tomatenmark
Salz, Pfeffer, Chiliflocken, 4 Lorbeerblätter
2 EL Muscovadozucker (oder braunen Zucker)
1 EL Rohkakaopulver (Echter Kakao, ungezuckert)
2-3 EL Chilisalsa (Dicke Chilisauce, keine Tabascosauce!!) z.B. Gebratene Chilisauce Barbecue Style
eine frische, nicht zu scharfe Chili, gehackt
Ich mache bei Eintöpfen immer gerne eine Gemüsebasis, das gibt einfach tollen Geschmack. Dazu musst Du zuerst Zwiebeln, Karotten und Sellerie in 2/2 cm Würfel schneiden und diese dann im Blitzhacker zerhacken, bis die Teilchen etwa Linsengröße haben. Verarbeite erst mal Karotten und Sellerie gemeinsam, gib diese in eine Schüssel, und zerkleinere danach die Zwiebeln (diese werden zuerst angebraten!).
Bei Chili con Carne sind die Röstaromen sehr wichtig, daher werden Faschiertes sowie Gemüse extra hintereinander angeröstet, um Farbe und Geschmack zu entwickeln.Nimm Dir einen großen Topf, am besten aus Edelstahl oder Email, in unserem Fall heute soll es nämlich ruhig ein wenig am Topfboden „anbrennen“. (das ist in beschichteten Töpfen fast unmöglich!)
Gib das Faschierte in eine Schüssel, trockne es mit etwas Küchenrolle ab und bestreue es mit dem Mehl. Hebe das Mehl vorsichtig unter, das Faschierte soll locker bleiben. Gib nun etwas Olivenöl und Butter in den Topf, lasse ihn heiss werden und gib das Fleisch hinein. Brate es an, bis es etwas gebräunt ist (das dauert schon so etwa 15 Minuten), und rühre immer wieder mal um, sodass die Fleischklümpchen rundum Hitze bekommen. Stelle nun den Bräter bereit, in dem das Chili dann die weiteren Stunden im Backofen vor sich hin schmurgelt, und gib das Faschierte hinein.
Gieße nun wieder etwas Öl und Butter in den selben Topf und brate das Gemüse an, beginne dabei mit den Zwiebeln und füge dann den Rest hinzu.
Röste das Gemüse ca. 10 Minuten durch und gib es dann in den Bräter zum Fleisch. Gieße nun eine halbe Flasche Bier in den Topf und köchle es solange, bis alles was sich angelegt hat losgekocht ist, da sind die hammermäßigsten Aromen drin!( ich hör mich schon an wie Jamie Oliver … ).
Gieße die Brühe sodann auch in den Bräter.
Es sollte nun schon herrlich rauchig-mexikanisch in Deiner Küche riechen, also ja nicht das Fenster öffnen! Das gehört dazu!
Heize das Backrohr vor auf 140 Grad Heissluft.
Zuletzt wandert nun alles in den Bräter, was wir noch nicht hatten: die Dose Tomatenmark, Chiliflocken und Salsa, Lorbeerblätter, die frische Chili, der Muscovadozucker und der Kakao (ja das stimmt, besonders der Rohkakao ist eine wichtige Zutat, es könnte sogar geschmolzene 80 %ige Schokolade sein … ), Muscovadozucker bekommst Du im Reformhaus, er schmeckt toll nach Melasse und Karamell und ist für viele Gerichte unerläßlich. (Blaukraut, Zwiebelsuppe, Gewürzkuchen … )
Schmecke noch ab mit Salz und Pfeffer und gib abschließend die Bohnen mit soviel Einweichwasser in den Topf, dass das Ganze wie sehr dicke Suppe aussieht. Die Bohnen brauchen ja noch Flüssigkeit zum Aufsaugen, und es verdampft ja auch ein wenig. Rühre gut durch, setze den Deckel auf und stelle den Bräter ins Backrohr.
Dein Chili kann nun gut und gerne 4 Stunden vor sich hinschmurgeln, sieh jede Stunde nach, rühre dazwischen mal um und schau dass nichts anbrennt und die Bohnen noch genug Flüßigkeit haben (wenn sie nicht schon weich sind!) Koste die Bohnen immer mal, so kann man am besten schätzen wie lange es noch braucht.


Ein typisch mexikanischer ( südamerikanischer) Begleiter zu Chili wäre nun z. B. Maisbrot, da ich aber noch Reste von Kartoffelpürree habe, mache ich Kartoffelbrötchen. Kartoffelpürree bleibt häufig mal übrig, und solltest Du Reste von Salzkartoffeln haben, auch kein Problem: Erwärme die Kartoffeln mit etwas Sahne in der Mikrowelle und verarbeite sie mit dem Pürrierstab zu Pürree (geht super, habe ich auch schon gemacht!)
In einem früheren Post habe ich flache Brote mit Maismehl und Kräuterbutter gebacken, die sind auch toll zu Chili!
Zutaten fürs Kartoffelbrot:
600 Gramm Dinkelmehl glatt (glattes Weizenmehl geht auch)
350 Gramm Kartoffelpürree
1/3 Würfel Germ
50 ml lauwarmes Wasser
1 TL brauner Zucker
1 TL Salz
noch etwa 100 ml Wasser
Verrühre Germ, Zucker und 50 ml Wasser mit 2 EL Mehl und lasse es stehen, bis sich Bläschen bilden und der Vorteig aufgeht. Mische nun das Mehl mit dem Pürree, dem Salz und dem Vorteig und beginne es zu verkneten, am besten mit einer Küchenmaschine. Gib nach und nach soviel Wasser dazu, dass ein glatter, elastischer, aber nicht zu fester Teig entsteht. ( die Schüsselwand sollte beim Kneten sauber werden, dann ist der Teig richtig!)
Knete etwa 10 Minuten, schmiere den Teig mit etwas Olivenöl ein und decke die Schüssel dann mit einem Geschirrtuch zu. Gib ihm genug Zeit um Aufzugehen, bei Zimmertemperatur ist er bei mir etwa 4 Stunden gestanden, bis sich das Volumen verdoppelt hat.
Heize das Backrohr vor auf 210 Grad Heißluft.
Gib den Teig nun auf die Arbeitsfläche und knete ihn erneut kurz durch, sodann kannst Du ihn beliebig formen. Sehr gut funktionieren z.B. Portionen von etwa 100 Gramm, zu einer Kugel rollen und in eine Muffinform geben. Ich verwende eine Mini-Kastenform Backform, das sieht besonders nett aus.

Die fertigen Teilchen dürfen nun erneut etwa 40 Minuten aufgehen, bis sie etwa 1/3 zugenommen haben, dann kommen sie ins vorgeheizte Backrohr, je nach Größe der Teigstücke etwa 25 – 30 Minuten.


Tequila bereitstellen, und es kann losgehen. Mahlzeit!